„Meine“ Pferde

Mein größtes Hobby sind die Pferde und der Reitsport. Als 6-Jährige habe ich das erste Mal einen Stall betreten und seitdem hat mich der Pferdevirus auch nicht wieder losgelassen. Allerdings bin ich anders als Andere (was mich weniger stört als die Anderen), ich hatte bisher nur sogenannte Reitbeteiligungen oder Pflegepferde. Ein eigenes Pferd ist nach wie vor mein größter Traum, aber den kann ich mir erst erfüllen, wenn ich „groß“ bin. Aber wer weiß, wie lange das noch dauert. 😉

Wenn du das Vertrauen eines Pferdes gewonnen hast, hast du einen Freund für’s Leben gewonnen.

An dieser Stelle möchte ich die Chance nutzen und meiner Mum danken, für all die Jahre, in denen sie meine „Reiterei“ ertragen hat. Bis heute begleitet sie mich in den Stall und auch wenn es weniger Momente sind, die wir gemeinsam dort erleben (ja, ich kann mittlerweile selbst mit dem Auto in den Stall fahren), sind wie nicht weniger schön.

Danke Mama für alles, was du mit mir zusammen durchgestanden hast. Danke, dass du mich so manches Mal in den Allerwertesten getreten hast. Danke, dass du immer hinter mir und „meinen“ Pferden gestanden hast und noch stehst.

Hier möchte ich kurz die Zeit Revue passieren lassen und jene Pferde vorstellen, die mich zu der Reiterin gemacht haben, die ich heute bin… meine Erinnerungen und die Fotos habe ich aus einem alten Fotoalbum, dass mir nach vielen Jahren wieder in die Hände gefallen ist. Die Kommentare zu den Bildern habe ich 1:1 übernommen, also bitte nicht wundern, wenn es sich etwas fremd anhört.

Beginnen wir 1994, dem Jahr, in dem mich der Pferdevirus voll erwischte und für immer festhalten sollte. Meine Mum fuhr mit mir in ihren „alten“ Stall, in dem sie schon mehr Zeit verbrachte, als meiner Oma wohl damals lieb war. Wie es mit kleinen Kindern so ist, quengeln sie so lange, bis man mit ihnen endlich mal in den Pferdestall fährt. Und noch besser ist es natürlich, wenn man dort bereits alle kennt.

Handicap (1994-1998)

Meine „Karriere“ begann ich behutsam beim Voltigieren auf einem Pferd namens „Handicap“. Er war für mich natürlich riesig, aber trotzdem irgendwie nett. Auf ihm lernte ich sowohl die Grundlagen im Voltigieren als auch später den Umstieg in den Sattel. Das wohl schönste Mal, dass ich von einem Pferd geflogen bin, hatte ich mit Handicap. Wir trabten ganz gemächlich, wie es sich für ein Schulpferd gehört, durch die Halle, ich verlor den Halt und rutschte genauso gemächlich, wenn nicht sogar im Schneckentempo nach rechts vom Pferd. Passiert ist mir natürlich nichts. Warum ich mich ausgerechnet daran erinnern kann, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich weil wir schon so oft darüber lachen mussten, wenn uns die Geschichte wieder einfällt.

IMG_3729

„Das Pferd, auf dem alles begann. Auf ihm bin ich 3 Jahre lang geritten. Zuerst bin ich voltigiert, dann auch im Sattel. Leider war er schon recht alt, ein Schauspieler (ohne Schmerzen lahmen…) und am Ende schwer zu reiten. Vor Jahren ging er dann endgültig von uns. Ich werde ihn nie vergessen!“

Grandeur (1998-2003)

Nachdem Handicap immer weniger einsetzbar wurde, durfte ich „Grandeur“ reiten. Ein Thüringer Wallach, der in seiner sportlichen Karriere viele Springen bestritten hatte und seine Erfahrung an uns Reitschülern weitergeben durfte. Nun also als Rentner wurde er bei uns im Schulbetrieb eingesetzt. Im Gegensatz zu seinem Halbbruder „Gratulant“ (ebenfalls pensioniertes Springpferd) war Grandeur manchmal sehr schreckhaft. Was der zur Seite gesprungen ist… aber wenn man ihn brauchte, war immer Verlass auf ihn. Mit Grandeur konnte ich erste Erfolge auf Turnieren verbuchen. Angefangen mit Reiterwettbewerben, über Dressurreiterwettbewerbe bis hin zu E-Dressur und Springen. Am schönsten waren eigentlich immer die Siegerehrungen. Und noch schöner war es, wenn Gratulant auch dabei war. Die Musik ging an und man musste nur noch schnell genug sein und die Richtung vorgeben. Der Rest ging von allein – im Affenzahn natürlich. Was haben die beiden Siegerehrungen geliebt. Da war sogar die Platzierung egal, das Tempo haben meist die beiden vorgegeben. Entsprechend traurig waren sie aber auch, wenn sie mal Ruhe hatten und andere Pferde für ein Turnier den Stall verließen. Zwei wirklich tolle Pferde, die beide sehr alt wurden und erst im hohen Alter ihren letzten Weg zusammen antreten durften.

IMG_3741

„Das ist er! Grandeur, ein 21 Jahre alter, brauner Wallach. Er ist ein wenig schreckhaft, manchmal etwas bockig (liegt wahrscheinlich am Alter…), aber ansonsten gutmütig und verlässlich. Auf ihm habe ich so ziemlich alles Wichtige gelernt, Springen und vor allem Dressur reiten. Es waren 5 sehr schöne Jahre mit ihm.“

Urbine (2003-2005)

Nachdem Grandeur nun endgültig in Pension gegangen war und nur noch den Kleinsten zur Verfügung stand, wurde mir Urbine zugeteilt… Leider ein Pferd, an das ich nicht mehr all zu viele Erinnerungen habe. Jedoch ziert sie nach wie vor mein Mousepad und einige Bilder von ihr hängen bei uns im Haus. Ein wirklich hübsches Exemplar, von einem Züchter aus der Nachbarschaft. Sie kam 6-jährig zu uns in den Stall und wurde glaube vorher nicht groß geritten. Jedoch zeigen mir meine Erinnerungen aus besagtem Pferdealbum, dass ich sehr an ihr gehangen habe. Soweit ich mich erinnern kann, war sie es, die ich nach ihrem Verkauf noch einmal reiten durfte. Der Stallbesitzer rief uns an und fragte, ob ich mich von ihr verabschieden wollte. Dieses Angebot nahm ich natürlich an und konnte nach dem letzten Ritt gebührend von ihr Abschied nehmen. Leider habe ich seitdem nie wieder etwas von ihr gehört.

IMG_3749

„Da Grandeur nun in „Pension“ gegangen ist, habe ich das Glück, diese wundervolle Stute zu reiten. Sie ist mein Wunschpferd und ich würde sie wahnsinnig gerne kaufen! (wie oft ich diesen Satz wohl seitdem gesagt habe???) // Der Tag X (oder auch der schwärzeste Tag meines Lebens): 18.01.04 Urbine wurde verkauft. Ich vermisse sie so sehr.“

United Lady (2005-2007)

Den Schock von Urbines Verkauf mehr oder weniger verdaut, kam dann ein Pferd zu uns in den Stall, von dem ich nie gedacht hätte, dass es jemals so viel Veränderung in mein Leben bringen sollte. Zu uns kam „die Dicke“, wie sie damals genannt wurde, als Anhängsel zu einem anderen Pferd. Dieses sollte nur mit United Lady im Doppelpack verkauft werden. So kam sie zu uns, 7 Jahre alt, mehr oder weniger roh. Da sich keiner so richtig um sie kümmern wollte oder konnte, hat meine Mum sich ihr angenommen und angefangen sie zu longieren, an Sattel und Trense zu gewöhnen etc. Es kam, wie es kommen musste, irgendwann saß ich drauf und brachte ihr das Reiten bei. Es war eine völlig neue Erfahrung, ein Pferd anzureiten. Auf Stimmkommando trabte und galoppierte sie an, bis sie die dazugehörigen Hilfen verstanden hatte. Nachdem sie abgespeckt hatte (was ihr ihren Spitznamen einbrachte) und vom Reiten Muskeln aufgebaut hatte, sah sie sogar richtig nach Pferd aus. Dies führte dazu, dass auch andere Mädchen aus dem Stall auf ihr reiten durften und sie so ohne mein Wissen eine neue Besitzerin fand. Enttäuscht, dass mir diesmal leider keiner Bescheid sagte und ich es auch eher durch Zufall als Letzte erfahren habe, nahm ich erst mal meine Reitsachen und kehrte dem Stall den Rücken.

united_lady

„Was für eine Zicke, wenn sie schlecht drauf ist. Sie hasst es allein zu stehen, vom Rücken bis zum Bauch ist sie furchtbar kitzelig, was das Putzen nicht einfacher macht. Beim Reiten strengt sie sich an, vor allem wenn sie was Neues lernt. Durch ihr enormes Springvermögen ist ihr die Freude am Springen nicht zu verdenken, eben ganz der Papa!“

Der lange Weg zum nächsten Pferd (2007-2011)

Nach United Lady kam lange nichts… es war keine schöne Zeit im Stall, viele wechselnde Pferde, keine richtige Organisation, der Vertrauensverlust nach dem Verkauf von United Lady und zunehmender Zickenkrieg trieben mich zu einem großen Schritt. Ich schnitt mit dem Reitsport und kehrte den Pferden vorerst die Rücken. Es muss 2007 gewesen sein, als dies passierte. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung packte mich 2010 jedoch das Pferdefieber wieder. Ich fuhr in den Stall und alles war wieder da. Der Geruch, die Geräusche… es war einfach toll, wieder „zu Hause“ zu sein.

Kauntira R (2011 – 2016)

Und dann führte mich der Weg zu dem Pferd, dass ich seit nun mehr 5 Jahren „unter’m Sattel“ habe. Ich konnte die Kontakte meiner Mum erneut nutzen und mir wurde das Vertrauen geschenkt, eine wunderschöne Schimmeldame reiten zu dürfen. 2001 geboren, mit bestem Holsteinerblut veredelt und charakterlich das wohl interessanteste Pferd, was ich bisher kennenlernen durfte.

Daiquiri (2017 – 2020)

Mein Umzug nach Hamburg war der Grund, warum ich mich von Kauntira trennen musste und nun wieder auf den Wallach gekommen bin. Der Zufall wollte es so, dass wir uns treffen. Und ich könnte nicht glücklicher sein. Dieser wunderschöne Dunkelfuchs ist äußerlich genau das, was ich mir immer gewünscht habe. Zudem hat er den berühmten Donnerhall als Vater. Ich hoffe, dieser liebevolle Chaote begleitet mich von nun an noch sehr lange, denn bisher habe ich jede Stunde mit ihm gemeinsam im Reitstall mehr als genossen.

Frau Lehmann (2020 – present)

Eigentlich hatte ich „mein“ Traumpferd schon gefunden. Dass es dann nach 3 Jahren auch bereits wieder vorbei war, lag nicht unbedingt an mir. Letztendlich war die Entscheidung die Richtige, wenn auch ungeplant. Ich habe mir genau einen Tage Zeit gelassen, bevor ich wieder auf die Suche gegangen bin. Es gab einige, passende Kandidaten, doch letzten Endes fiel die Entscheidung auf eine kleine, zierliche Stute, die einfach nur 15 Minuten von meiner Wohnung entfernt steht – Jackpot. Sie ist eine 19 jährige Hannoveraner-Stute, die bei ihren Züchtern im kleinen Privatstall steht. Sozusagen der eigene Ponyhof mit sieben selbstgezogenen unfassbar interessanten, tollen Pferden.

Wenn mich jemand fragen würde, was für mich Schönheit und Sanftmut vereint, würde ich ohne Zögern antworten: ein PFERD.

-Romina-