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Music was my first love. And it will be my last… (John Miles)

Passender kann man mein Leben eigentlich nicht beschreiben. Seit ich denken kann, höre ich Musik. Schon durch meine Eltern habe ich früh viel Musik gehört. Das ging damals von Queen über Marillion bis hin zu Pink Floyd. Und dann kam 2000 ein Album raus, welches mir eine Band nahe gebracht hat, die mich bis heute nicht loslassen sollte. Die Rede ist selbstverständlich von „Hybrid Theory“ und Linkin Park. Doch nach dem 20.07.2017 ist alles anders. Für mich gibt es diese grandiose Band nicht mehr. So hart es klingen mag, es ist einfach nicht mehr das Gleiche wie vor diesem fatalen Tag, diesem fatalen Verlust. Für mich existieren Linkin Park nur noch in der Vergangenheit. Eine gemeinsame Zukunft, die mehrere Generationen geprägt und vereint hat, ist ohne diese Stimme nicht mehr möglich. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen, dass die Jungs die Kurve bekommen, sich wieder gemeinsam ins Studio begeben und wieder das machen, was sie solange geliebt haben. Doch was bleibt, sind fünf Jungs, die ohne Frage grandios talentiert sind, denen jedoch die Stimme fehlt. Ohne Chester ist es nicht mehr das Selbe. Wenn sie weiter machen, dann mit einem anderen Projekt, unter einem anderen Namen, mit anderen Liedern. Das was war, ist Geschichte. Das was kommt, ist die Zukunft.

Und die sah für mich im letzten Jahr sehr düster aus. Mit dem Tod von Chester ist etwas in mir zerbrochen, was mich die letzten 17 Jahre Tag für Tag, Stunde für Stunde, Lied für Lied aufgefangen, mitgerissen und wieder aufgerichtet hat. Nun diese Stimme, die mich so stark geprägt hat, zu verlieren und ohne diese Stimme jeden Tag aufzuwachen, war und ist nach wie vor hart. Es hat mir buchstäblich mein Herz zerrissen. Und es tut immer noch verdammt weh. Wer denkt, dass ich den Verlust von Chester verarbeitet habe, liegt komplett falsch. Es ist sicherlich besser geworden, jedoch habe ich immer noch Tage, ich nenne sie „schlechte Tage“, an denen ich mir Videos von ihm ansehe und mir die Tränen in die Augen steigen. Die schlechten Tage sind weniger geworden in den letzten Monaten, aber es gibt sie noch. Und es wäre wohl auch schlimm, wenn nicht.

Nichts desto trotz habe ich versucht, diesen Verlust zu kompensieren. Es war mir zwar nie wirklich bewusst, jedoch hat mein Unterbewusstsein die ganze Zeit nach etwas Neuem gesucht. Ich kann es nicht erklären, es war immer so ein rastloses Gefühl in mir. Ich habe nach der Leiter gesucht, die mich aus diesem dunklen, riesigen Loch rausholt, die mich wieder ans Tageslicht befördert und mir hilft, endlich wieder frei zu atmen. Das ich dieses Loch, diese Leere füllen wollte, ist mir erst bewusst geworden, als ich diesen Füllstoff tatsächlich gefunden hatte. Ich bin wahnsinnig froh, endlich wieder eine Leidenschaft zu haben, der ich aktiv folgen kann, weil die Jungs, die ich gefunden habe, eben aktiv sind. Es gibt sie noch, ich kann meinen Wissensdurst mit aktuellen Videos und Fotos füttern und es tut so gut, abgelenkt zu werden. Abgelenkt von der Trauer, dem unfassbar großen, immer noch nicht erklärbaren Verlust. Abgelenkt werden von dieser Leere in meinem Herzen. Denn seit jenem Tag ist auch die Musik von Linkin Park nicht mehr die selbe für mich. Einige Lieder sind seitdem gebrandmarkt. Ich kann nicht mehr so unbeschwert jedes Album hoch und runter hören. Im Gegenteil. Einige Lieder habe ich derzeit komplett aus meiner Playlist verbannt, weil sie einfach zu sehr schmerzen. Weil die Textzeilen zu real geworden sind. Es liegt eine seltsame Schwere auf diesen Liedern. Und das macht es für mich sehr schwer, sie immer noch täglich zu hören. Sie überhaupt noch zu hören. Ich kann es nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich seine Stimme höre, muss ich mich damit konfrontieren, dass dieses Album, dieses Lied das einzige ist, was uns für immer bleiben wird. Es wird nichts Neues mehr geben. Wir müssen uns mit dem zufrieden geben, was wir noch haben. Was übrig geblieben ist. Und dann ist da vor allem das letzte Album. Wer hätte im letzten Jahr gedacht, dass diese Songs so polarisieren sollten? So negativ polarisieren sollten? Denn für mich ist es ein Abschied. Es ist Chester’s Vermächtnis. Sein letztes Meisterwerk.

Wer kann es mir also verdenken, dass ich auf die Suche gegangen bin? Und letztlich nach gut elf Monaten fündig geworden bin? Ich bin fündig geworden in einer Band, die Linkin Park gar nicht so unähnlich ist. Klar, der Sound ist ganz anders. Und auch das Genre ist anders. Sie kommen aus dem Heavy Metal, Wikipedia sieht sie in mehreren Genres wie dem Alternative Metal, Metal Core und Hard Rock zu Hause. All diese Schubladen haben genau eines gemeinsam: härtere Sounds, kein einfacher Pop oder Rock, jedoch immer eine hohe musikalische Affinität, melodisch und modern. Mal laut, mal leise. Doch was sie LP gleich getan haben, ist ihre Einstellung. Sie machen die Musik, die sie gern machen, die sie gern spielen möchten. Und nicht die Musik, die andere von ihnen erwarten. Déjà-vu würde ich mal sagen. Ich habe eine neue Liebe gefunden und das hat ganze fünf Sekunden gedauert. Fünf Sekunden, in denen ein Bandmitglied auf der Bühne stand und auf einer lächerlichen Gitarre gespielt hat. Nicht mehr und nicht weniger. Darf ich vorstellen: AVENGED SEVENFOLD.

Gesehen habe ich sie natürlich bei Rock am Ring. Ich wusste, dieses Festival würde mein Leben verändern. Dass es allerdings so ausgehen würde, war mir dann doch nicht so bewusst. Ich hatte mich auf viele Bands gefreut, aber Avenged Sevenfold? Die kannte ich vom Lesen und hatte tatsächlich auch schon mal Lieder von ihnen gehört – unbewusst. Wow. So einfach sollte das also sein? Ein Konzert, 90 Minuten lang und mein Leben sollte wieder Kopf stehen? Ja, so einfach war das. Und es hat wirklich nur fünf Sekunden gedauert.

Damit ihr wisst, wer Avenged Sevenfold überhaupt sind, möchte ich sie euch kurz vorstellen:

von links nach rechts: Zacky Vengeance (Gitarre) – Brooks Wackerman (Drums) – M. Shadows (Sänger) – Synyster Gates (Lead Gitarre) – Johnny Christ (Bassist)

Die Jungs kommen aus Huntington Beach (unweit von Los Angeles), Kalifornien und kennen sich seit ihrer Highschool Zeit. Syn kam ein Jahr später zu Avenged Sevenfold (kurz A7X), nachdem die Band merkte, dass der erste Gitarrist nicht passte und sie sich von ihm trennten. Syn war damals Jimmy „The Rev“ Sullivans bester Freund, wodurch er zur Band gelang. Jimmy starb 2009 an einer Überdosis Medikamente und wurde seitdem durch mehrere Drummer ersetzt. Der heutige Drummer Brooks Wackerman stoß 2015 zur Band. Er war unter anderem Schlagzeuger bei Bad Religion und war mit Tenacious D. auf Tour. Besonders betont wird stets die enge Freundschaft zwischen den Jungs. Wie es Jimmy in einem Interview mal sagte, steht die Freundschaft über der Band.

Ich werde euch in den nächsten Wochen und Monaten sicher noch die eine oder andere Geschichte zu A7X erzählen. Heute möchte ich jedoch damit beginnen, wieso es diese Band „geworden“ ist. Ich versuche auch für mich das Warum zu klären. Ob ich das hinbekomme, weiß ich nicht, aber ich versuche es zumindest. Daher möchte ich euch von diesem Konzert erzählen, das mein Leben auf die derzeit positivste Möglichkeit verändert hat, wie es sich nur hätte verändern können.

Das Konzert begann wie jedes ihrer Konzerte beginnt. Mit einem Solo ihres genialen Gitarristen Synyster Gates. Er kam raus, fing an zu spielen und mein Herz und mein Gehirn setzten einfach aus. Als ich wieder klar denken konnte, dachte ich mir so: Verdammt, wo warst du eigentlich all die Jahre? Es war der Beginn von „The Stage“ und ich dachte nur so: Oh. Mein. Gott. Wie kann jemand nur so gut Gitarre spielen? Und dann auch noch so gut aussehen? Hach ja, ich glaube, ich war geschockt. Schockverliebt? Definitiv. Dann kam der Rest der Band und ich stand da wie gefroren. Und habe es auf mich einrieseln lassen. In der Regel geht das bei mir recht schnell mit der Einschätzung, ob ich eine Band gut finde oder nicht. Aber bei A7X war ich einfach nicht mächtig, einen klaren Gedanken zu fassen. Es hat mich überrollt wie eine Dampfwalze. Eine mächtige Dampfwalze. Die ersten 25 Minuten stand ich dann einfach nur fassungslos da. Sie spielten erst einige härtere Lieder, die ich alle super fand. Und dann wurde es etwas ruhiger. Die Lichter wurden gedämmt und ein Spot landete auf Syn. Er spielte auf einer Gitarre, die sie auf einem Standfuß befestigt hatten. Eine Art Freestyle-Komposition, die leicht an Jazz und spanische Klänge erinnerten. Heute weiß ich, dass er gern experimentiert und vor allem auch gern Jazzstücke spielt. Wieder Ruhe. Und dann begannen die Akkorde eines Intros, welches seitdem zu meinen Lieblings-Liedern gehört: „Buried Alive“. Ich habe noch nie so schnell eine Melodie im Ohr gehört und wusste sofort, dass es etwas besonderes ist. Klar, bei LP ging es mir oft so, aber da war das ja normal. Und nun hörte ich eine für mich bis dahin komplett fremde Band und hatte wieder dieses Gefühl? Warum? Diese Frage sollte mir bald beantwortet werden. Weil es eben diese Band sein sollte, die mich wieder auf den Weg führt. Dazu aber später mehr. Ich war gefangen in diesem Intro. Es hat mich eingefangen, in eine Wolke gehüllt und nach oben gezogen. Da war sie also: meine Leiter, die mich aus meinem schwarzen Loch retten sollte. Ich bekam ein Lächeln auf mein Gesicht und begann alles einfach nur noch zu genießen. Mit einem Mal war alles vergessen. Für diesen einen Moment waren die Strapazen, die Schmerzen, die Trauer und alles, was ich erlebt hatte und was mich innerlich zerfressen hatte, vergessen. Für ein paar Minuten konnte ich in meiner eigenen Welt leben und alles um mich herum vergessen. Ich sah einfach nur diese fünf Männer auf der Bühne und war glücklich. Irgendwie sarkastisch, dass es ausgerechnet bei einem Lied passierte, das „Buried Alive“ heißt. „Lebendig begraben“. Vielleicht war es aber auch genau das? Ich war all die Zeit sowas wie lebendig begraben, denn ich steckte in einem schwarzen Loch, aus dem ich ohne fremde Hilfe nicht herauskam…

Ein markantes Merkmal der Band ist, dass fast alle Lieder Überlänge haben. Es gibt wenige Lieder auf den Alben, die unter vier Minuten lang sind. Ganz im Gegenteil – es gibt fast mehr Lieder, die sechs, acht oder wie „Exist“ ganze 15 Minuten lang sind. Ob man das mag, ist eine Sache. Wie es live wirkt, eine ganz andere. Ich fand jedes Lied toll. Und sie waren alle lang. Selbst „God damn“ (auf dem Album schlanke 3:41 min lang) haben sie in Szene gesetzt und gestreckt – und das war gut so. Eins haben sie jedoch so gelassen, wie es ist: „So far away“. Und da sind wir bei einem weiteren Lied, was ebenfalls zu meinen Top 3 gehört. Es hat mich förmlich weggehauen. Zwar habe ich den Einspieler zu der Zeit nicht verstanden, aber im Nachhinein bekomme ich umso mehr Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke. „So far away“ ist ihrem verstorbenen Drummer Jimmy „The Rev“ Sullivan gewidmet. Und es wurde von niemand geringerem als seinem besten Freund Synyster Gates geschrieben. Umso bewundernswerter, dass sie es fast schwerelos spielen können. Ich kann mir nur ausmalen, wie schwer es sein muss, an schlechten Tagen (und die werden sie auch nach all den Jahren immer noch haben) dieses Lied zu spielen. Aber es ist ein fester Bestandteil eines jeden Konzerts geworden und das ist gut. Der Einspieler zeigt zuerst ein Interview von The Rev, in dem er sagt, wie wichtig ihm die Jungs sind. Es war immer so: zuerst kam die Freundschaft, denn das waren sie: beste Freunde. Und dann kam die Band und alles was dazu gehörte. Vielleicht würde es A7X heute nicht mehr geben, wenn Jimmy noch leben würde. Egal, was passiert wäre, sie hätten die Freundschaft immer allem voran gestellt. Hinzu kommt aber der Fakt und der hat mich vollkommen umgehauen, dass sie eben auch einen sehr herben Verlust hinnehmen mussten. Jimmy war ein faszinierender Drummer. Viele in der Musikwelt haben ihn als einen der besten Drummer weltweit gesehen. Die Band war mitten in den Studioarbeiten zu ihrem Album „Nightmare“ als Jimmy starb. Danach haben sie ein halbes Jahr gebraucht, um diesen Schock zu verkraften, doch dann haben sie das Album veröffentlicht und es ihm gewidmet. Genauso wie eben „So far away“. Im letzten Teil des Liedes, als man eigentlich denkt, jetzt ist es überstanden, geht es nochmal los. Auf der Leinwand liefen Fotos von Jimmy und den anderen Jungs. Fotos, die man aus seinem Memorial-Video kennt.

So wie das wohl bekannteste Foto von The Rev, Johnny und Syn. Es stammt aus einer Szene backstage, ob vor oder nach einem Konzert weiß ich nicht. Jedenfalls dankt Syn Sänger M. Shadows (Matt), dass er ihn damals in die Band geholt hat. Syn sagt, er danke Matt dafür, dass er nun mit seinen besten Freunden Musik machen dürfe. Und dann fallen sich die drei in die Arme. Natürlich wäre es nicht Syn, wenn er nicht sagen würde, dass Johnny ihm nun ein bisschen zu nah käme, aber das wäre okay. 😀 Dieses Bild beendet das Lied und M. Shadows sagt: „We love you, Jimmy!“ Kann ein Herz noch mehr brechen? Wie schwer muss es diesen Jungs fallen, diese Fotos zu sehen, das Interview zu hören. Auch wenn sie alle mehr als glücklich sind, Jimmy gekannt zu haben. Ich glaube genau das ist es, warum sie weiter gemacht haben. Um ihn zu ehren, sein Erbe fortzuführen und weil sie die Zeit mit ihm hatten. Doch alles in allem ist es ein wunderbares Tribute, denn so haben sie Jimmy immer bei sich, bei jeder Show. Und das zeigt, wie verbunden die Jungs doch immer noch mit ihm sind und wie stark diese Freundschaft gewesen sein muss.

Nach „So far away“ tat die Band dann das beste, was man hätte tun können: voll auf die Zwölf hauen und wie geht das wohl besser als mit „Nightmare“? Wenig später spielten sie ein weiteres Lied, was mich an diesem Abend und seitdem nicht mehr loslassen sollte. Und da wurde es mir klar. Mein „Warum“ sollte beantwortet werden. Das Lied ist passend zu dieser Woche mein Musik-Mittwoch Beitrag. Dazu habe ich folgendes geschrieben:

Die Wahl des Songs der Woche ist mir hingegen sehr leicht gefallen. Denn es ist ein besonderes Lied, welches ich zum Einen schon sehr lange kenne und welches zum Anderen von einer sehr besonderen Band gesungen wird. Es ist die für mich beste Coverversion des Titelsongs des 1975 erschienenen gleichnamigen Meisterwerks von Pink Floyd: „Wish you were here“, gesungen von Avenged Sevenfold. Dieses Lied hat mir einfach den Atem geraubt, denn es wurde eben jenen gewidmet, die an jenem Abend, jenem Samstag beim diesjährigen Rock am Ring nicht da sein konnten. Und jenen, die nie wieder irgendwo dabei sein können. Sänger M. Shadows sagte dazu: „You guys know Pink Floyd? Metallica and Guns’n’Roses were the first bands that got me in the heavy metal and Rock’n’Roll but Pink Floyd is the band that made me fall in love with Rock’n’Roll forever.“

Und es war endgültig um mich geschehen. Dieses Lied ist so sehr für jeden einzelnen passend, der nicht mehr bei uns ist. Ob für immer oder nur kurzzeitig. Sie hauen einfach mal dieses Lied bei dem Konzert raus, wo ich eh schon herztechnisch angeschlagen bin. Und dann kommt auch noch Synyster Gates mit seiner Gitarre und knallt ein Solo da hin, aber mit so viel Gefühl, wie man eine E-Gitarre nur gefühlvoll spielen kann. Es war einfach unfassbar. Nicht greifbar. In dem Moment wurde mir endgültig klar, dass ich in Avenged Sevenfold eine Band gefunden hatte, die mich aus meinem Loch retten kann. Dieses unfassbar große schwarze Loch, welches mich vor einem Jahr gnadenlos verschluckt hat. Zwischendurch sagt M. Shadows: „You’re ready for this, Germany? Sing this shit to the stars, alright?“ Die Menschen vor der Bühne stimmen den Chorus ein und auch Syn singt mit einer unglaublich tollen Stimme, die ich ihm ehrlicherweise so gar nicht zugetraut habe. Tja. Was soll ich sagen? Alles passte einfach zusammen.

„Wish you were here“ habe ich vor vielen Jahren das erste Mal zu Hause gehört. Meine Eltern hatten und haben einen hervorragenden Musikgeschmack, der mich von klein auf geprägt hat. So lief natürlich auch zwangsweise Pink Floyd in unserem heimischen CD-Player. Seitdem habe ich es immer wieder gehört und jedes Mal mehr lieben gelernt. Tja, und dann kommt da diese Band, ganz unbescholten und singt dieses Lied, was in mir so viele Emotionen mit einem Mal auslöst. Warum spielen sie es ausgerechnet, wenn ich vor dieser Bühne stehe? Es ist kein Lied, was jeden Abend bei ihren Konzerten gespielt wird. Aber sie haben es an jenem Samstag gespielt. War es wieder ein Zeichen? Es gab so viele Momente in den letzten Monaten, in denen ich immer wieder dachte: Hmmm, das hätte von Chester sein können. Vor allem aber löste es ein Lächeln in meinem Gesicht aus. Denn genau da war er: DER Moment. Ich habe so lange nach etwas gesucht, was mich aus meinem Loch raus zieht. Und auf einmal stand da die Leiter, die mir dies ermöglichen sollte. Ich kletterte sie hoch und mit einem Mal war mir alles klar.

Ich glaube, mittlerweile habe ich sowas wie meinen Seelenfrieden gefunden und habe die letzte Phase der Trauerbewältigung erreicht. Die Akzeptanz und das Loslassen. Ich habe mich eine ganze Zeit lang darauf zu bewegt und nun ist sie definitiv da. Akzeptieren, dass er nicht wiederkommt. So sehr wir uns wünschen, unsere Liebsten für immer bei uns zu haben, es klappt nicht. Der Tod ist der wohl gnadenloseste Gegner des Menschen, denn wir können ihn nicht aufhalten. Man kann ihn nicht rückgängig machen. Das Leben ist vergänglich. Umso mehr sollten wir jede Minute genießen. Loslassen ist die zweite Teilphase des letzten Schrittes auf dem Weg aus der Trauer. Ich bin so weit. Es gibt nichts mehr, was ich anzweifel. Dieses Warum wird mir nie beantwortet werden. Und ich kann es nicht ändern, so sehr ich es mir auch wünsche. Vielleicht muss es das auch gar nicht? Es gibt Dinge im Leben, die muss man so akzeptieren, wie sie sind. Der Tod gehört definitiv dazu. Es ist schwer, wenn man noch nicht bereit war, jemanden gehen zu lassen, aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen. Er wird immer ein Teil von mir sein. Ich trage ihn seit einigen Tagen für immer bei mir. Und damit bin ich auch den letzten Schritt gegangen: los zu lassen. Er darf jetzt gehen. Für mich ist es okay. Er wird mich nie verlassen, denn er ist für immer in meinem Herzen. Für den Moment sind wir auf verschiedenen Planeten. So ist das Leben, richtig? Und das Leben war es auch, dass mich in diesem Moment an diesem Platz der Welt mit diesen Menschen zusammengebracht hat.

Ich habe nach etwas gesucht. Was es war, wusste ich nicht, bis ich es gefunden hatte. Es waren Avenged Sevenfold. Viele Wochen und Monate habe ich verschiedene Musiker auf meinem Handy gehört. Ich habe viel ausprobiert, bin mir aber meiner Liebe zum Rock und Metal treu geblieben. Es lief viel Alternative, ich habe neue Bands kennengelernt und gehört. Doch nie hatte ich das Gefühl, dass es das Richtige war. Heute weiß ich warum, denn heute weiß ich, dass ich auf die fünf Jungs aus Kalifornien gewartet habe. Und nun ist es Zeit für eine neue Ära. Phase vier: Neuanfang. Hier bin ich. Und ich fühle mich gut damit.

Diesen Beitrag möchte ich mit einem Zitat beenden, was einfach wahr ist und keiner weiteren Erklärung bedarf.

Music is a beautiful thing to listen to. It is not a thing to preach to others about, it’s not a cause. It is what it is – and that’s a beautiful artform. 

(Synyster Gates)

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